Kugelkopf? Teleneiger? Gimbal-Head? Die Frage, welcher dieser Stativköpfe denn nun eingesetzt werden soll hat sich jeder Naturfotograf wohl schon des Öfteren gestellt. Die ungarische Firma Uniqball behauptet nun, Kugelkopf und Teleneiger in einem Produkt vereint zu haben. Wie sich der Uniqball UBH-45 in der Praxis schlägt, habe ich für euch getestet.
Der Uniqball UBH-45 und ein Gitzo Stativ der Serie 4 passen perfekt zusammen.
Fakten
Der Kugelkof Uniqball UBH-45 wird in Deutschland von der Firma NOVOFLEX vertrieben. Dort erhält man diese Kopf inklusive der Schnellkupplung Q=Mount zum Gesamtpreis von 549€. Bei einer Höhe von 10,5cm und einem Gewicht von lediglich 700g ist der Kopf in der Lage, Lasten von bis zu 40 kg zu tragen. Dies sollte auch für die schwersten Kamera-Systeme genügen.
Im Lieferumfang enthalten ist des Weiteren ein Neopren-Schutz, das nötigste Werkzeug sowie eine Garantie Karte. Mit dieser kann man sich unter www.uniqball.eu registrieren, um die Garantiezeit von einem auf drei Jahre zu erweitern.
Der auf der Uniqball-Homepage aufgelistete X-Adaper ist bei der von Novoflex vertriebenen Version nicht enthalten. Möchte man die Kamera im 90°-Winkel versetzt anbringen, ist die Schnellkupplung mittels Inbusschlüssel zu lösen und versetzt wieder anzubringen.
Aufbau, erster Eindruck
Den Uniqball kann man sich vereinfacht wie zwei ineinander geschachtelte Kugelköpfe vorstellen. Die äußere, rote Kugel ist hierbei vollkommen frei beweglich, wie man dies von einem normalen Kugelkopf kennt. Sie wird mittels eines Plastik-Hebels gelöst und fixiert, welcher gleichzeitig die drehbare Basis des Kopfes steuert.
Die innenliegende Kugel kann lediglich geneigt und geschwenkt werden, funktioniert also wie ein Einwegeneiger mit oben angebrachter Panoramaplatte. Diese zweite Kugel wird durch die große rote Rändelschraube unterhalb der Schnellkupplung bedient.
A) Die rote Halbkugel wird mittels Hebel in nivellierter Stellung fixiert
B) Der Neige- und Schwenk-Widerstand der schwarzen Kugel wird mittels Rändelschraube festgelegt.
Einsatz als Kugelkopf
Möchte man den Uniqball als Kugelkopf betreiben, so bieten sich hierfür zwei Möglichkeiten. Zum einen kann man ganz konventionell nur mit der großen, äußeren Kugel arbeiten, wie man es von anderen Kugelköpfen gewohnt ist.
Zum anderen kann man den äußeren Kopf ausnivellieren um dann nur mit der Neigeeinheit zu arbeiten. Hierfür muss aber zuerst die Schnellkupplung um 90° verdreht werden. Der Vorteil hierbei ist, dass die Kamera immer vollkommen gerade zum Horizont ausgerichtet ist. In der Praxis ist diese Vorgehensweise in meinen Augen allerdings vollkommen unbrauchbar. Sobald das Stativ auch nur ein wenig verschoben wird, muss man neu nivellieren und das Lösen/Befestigen der Schnellkupplung mittels Inbusschlüssel kostet ebenfalls Zeit und ist in vielen Situationen extrem nervig. Ich setze aus diesem Grund bei der Landschaftsfotografie ganz klar auf den „klassischen“ Modus und verwende lediglich die große Kugel, auf die Nivellierfunktion verzichte ich.
Im Praxiseinsatz muss allerdings festgestellt werden, dass die große, rote Halbkugel nicht ganz so ruckelfrei läuft, wie man dies von anderen Kugelköpfen der 500€-Preisklasse gewohnt ist. Allerdings kommt es wenigstens zu keinerlei Verschiebungen des Bildfeldes, sobald die Kugel richtig festgezogen wird. Der zum Feststellen der großen Kugel vorgesehene Plastik-Hebel ist in meinen Augen vollkommen unterdimensioniert und passt auch mit seiner billigen Haptik überhaupt nicht zum Rest des Kugelkopfes. Bei dem doch recht hohen Preis hätte ich an dieser Stelle eine deutlich bessere Qualität erwartet.
Der Kugelkopf verfügt über eine 90°-Fräsung sowie zwei Libellen (eine auf der großen Halbkugel, eine auf der Schnellkupplung) und kann somit sehr einfach ausgerichtet werden. Neigt man den Kopf bis zum Anschlag in die 90°-Fräsung, so fällt auf, dass das innere des Kugelkopfes dann frei zugänglich ist. Schmutz und Dreck können somit ungehindert in den Kugelkopf eindringen.
Befindet sich die rote Kugel in der 90°-Position, kann an den markierten Stellen sehr leicht Schmutz eindringen.
Um zu überprüfen, ob dies in der Praxis ein Problem darstellt, habe ich eine Handvoll feinen Kies und Sand über diese Öffnung rieseln lassen. Nach einem kurzen Ausschütteln war die Funktionswiese des Kopfes durch den Schmutz in keiner Weise beeinträchtigt. Dies liegt wohl zum einen daran, dass die Verunreinigungen durch ein kurzes Schütteln wieder genauso schnell aus dem Kugelkopf herausfallen, wie sie hereinkamen. Hartnäckiger Schmutz kann sich im Gehäuseinneren in einer kleinen Mulde im Boden ansammeln ohne die Funktion zu beeinträchtigen. Dieser kann dann später mit klarem Wasser herausgewaschen werden. Im alltäglichen Einsatz an Bächen und in Wäldern konnte ich hier somit keinen Praxisrelevanten Nachteil feststellen. Wie sich dies unter erschwerten Bedingungen verhält (Robbenfotografie am Strand, Einsatz in der Wüste,…) muss allerdings noch getestet werden.
Einsatz als Teleneiger
Möchte man ein schwereres Teleobjektiv am Uniqball betreiben, sollte zunächst die große, rote Kugel ausnivelliert und alle Schrauben festgezogen werden. Nachdem nun das Objektiv befestigt wurde, wird die rote Rändelschraube soweit gelöst, wie es den eigenen Vorlieben entspricht. Die Kamera kann nun geneigt und geschwenkt werden, ohne jedoch seitlich abkippen zu können.
Hierbei sollte man allerdings bedenken, dass der Kopf über keinerlei Dämpfung verfügt. Dies bedeutet, dass eine stark nach oben oder unten geneigte Kamera nicht von selbst in Position bleibt, hierfür ist ein fixieren der roten Rändelschraube notwendig.
Im Gegensatz zur großen Kugel läuft die kleine Kugel im Neiger-Betrieb wirklich butterweich und ruckelfrei. Allerdings wandert das Bildfeld beim Festziehen der Kugel deutlich nach oben. Mit zunehmender Länge der Brennweite verstärkt sich dieser Effekt natürlich.
Das wandern des Bildfeldes ist allerdings nur dann ein Problem, wenn die Neigeeinheit wirklich zu 100% festgezogen werden soll. Solange die Neigeeinheit auch nur ein wenig gelöst bleibt, spielt dies keine Rolle.
Ein 2,8/300mm Objektiv stellt für den Uniqball UBH-45 wirklich keine Herausforderung dar.
Einsatz mit Zwei Kameras
Novoflex bietet als Zubehör zu dem Uniqball eine 450mm Klemmplatt (QPL 450, UVP 89,00€) sowie zwei Doppelklemmen (Q=MOUNT DC, UVP je 129€). Mit diesen Teilen können zwei Kameras Gleichzeitig am Uniqball befestigt werden. Hierfür muss zuerst die Schnellkupplung des Uniqballs um 90° gedreht werden, um dann die 450mm Klemmplatte Aufzunehmen. Die Kameras werden danach „hängend“ rechts und links an den beiden Schnellkupplungen befestigt. Laut Novoflex wäre ein gleichzeitiger Betrieb eines 2,8/400mm und eines 4/600mm Objektives ohne Probleme möglich.
Dieser Aufbau sieht zuerst mal recht abenteuerlich aus, in der Praxis funktioniert er aber ganz hervorragend. Einmal ausgerichtet, sind beide Kameras stets im Lot und der Fotograf kann bei sich ändernden Bedingungen blitzschnell zwischen den Kameras wechseln. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Schwerpunkt der Kameras nun etwas unterhalb des Drehpunktes der Neigeeinheit liegt. Somit ist ein abkippen des Systems physikalisch unmöglich.
Der Einsatz mit zwei Kameras funktioniert erstaunlich gut. Einmal ausgerichtet, bleiben beide Kameras stets im Lot. Der Fotograf kann somit sehr schnell auf sich ändernde Situationen reagieren.
Fazit:
Der UniqBall liefert ein revolutionäres Konzept mit Mängeln im Detail.
Dass die große Kugel nicht ganz so rund läuft wie man dies z.B. von einem Novoflex oder RRS Kopf kennt und erwartet, ist in meinen Augen noch zu verschmerzen.
Das Wandern des Bildfeldes noch oben beim Anziehen der kleinen Kugel im Teleneiger-Betrieb stört dagegen schon eher.
Ein Sachtler FSB8 ist sicherlich der deutlich bessere Teleneiger, und ein Novoflex CB5II sicherlich ein besserer Kugelkopf. Wer allerdings eine Lösung für Tier- und Landschaftsfotografie ohne lästiges Umbauen sucht, findet im UniqBall einen guten Kompromiss bei wirklich unschlagbar geringem Gewicht.
Text und Bilder:
Stefan Imig
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