In kaum einem Bereich der Fotografie wir derart viel Zubehör angeboten wie in der Makrofotografie. Sobald aber das Wort Makro in der Produktbezeichnung auftaucht, kann man sich eines sehr hohen Preises sicher sein. Das Rollei M5 Mini wird nicht explizit als Makrostativ ausgeschildert und ist wohl auch aus diesem Grunde relativ günstig.
Erster Eindruck:
Das erste was beim Auspacken des Rollei M5 Mini auffällt, ist das hohe Gewicht. Trotz seiner sehr kleinen Pack maß inkl. Kugelkopf von nur 15cm hat das Stativ immerhin ein Gewicht von rund einem Kilogramm vorzuweisen. Dies kommt wohl nicht zuletzt durch die fünf ineinandergeschobenen Beinsegmente, die massive Stativbasis sowie den Kugelkopf.
Die abnehmbare Mittelsäule ist dreigeteilt und wird über eine Rändelschraube fixiert. Ein versehentliches herausfallen von Mittelsäule, Kugelkopf und Kamera wird durch eine eingeschraubte Sicherung am unteren Ende der Mittelsäule verhindert.
Die Stativbeine sind in fünf Segmente unterteilt und lassen sich in drei verschiedenen Winkeln fixieren. Das Stativ erreicht ohne Kugelkopf hierdurch eine minimale Höhe von lediglich 5,5cm, was in meinen Augen absolut spitze ist. Die maximale Höhe ohne Kugelkopf bei eingefahrener Mittelsäule beträgt 33cm, bei ausgefahrener Mittelsäule nochmals 5cm mehr.
Der Kugelkopf (Bezeichnung FPH-53P) ist von überraschend guter Qualität. Er nimmt die gängigen Arca-Platten auf und ist mit zwei Wasserwaagen sowie einer Libelle zwecks Nivellierung ausgestattet. Sowohl der Griffschutz an den Beinen wie auch die Gummierung der Füße fühlen sich sehr wertig an. Die Mitgelieferte Tragetasche ist ganz nett, für mich persönlich jedoch überflüssig für ein solch kompaktes Stativ.
Gut verstaubar
Mit einer Höhe von minimal 14,5cm bis maximal 38cm (jeweils ohne Stativkopf) deckt das Rollei M5 Mini schon ohne Abgespreizte Stativbeine viele Makropositionen ab. Durch die fünfgliedrigen Stativbeine wird überdies auch ein sehr angenehmes Packmaß erreicht.
Funktionsweise:
Durch einen einzigen Dreh an den Füßen lassen sich alle Beinsegmente gleichzeitig entriegeln und ausfahren. Ein Dreh in die entgegengesetzte Richtung verriegelt die Beinsegmente dann wieder, und zwar in einer vollkommen frei wählbaren Länge. Diese Bauart hat ein extrem schnelles und auch sicheres Anpassen der Stativhöhe zur Folge, da man das festziehen eines einzelnen Segmentes nicht ausversehen übersehen kann.
Die Kugel läuft sehr gleichmäßig und auch das betätigen der Klemmung fühlt sich sehr wertig an. Lediglich die Tatsache, dass sowohl Panoramasockel und Kugel über eine einzige Schraube gesteuert werden, ist in meinen Augen von Nachteil.
Praxiseinsatz:
Die Stabilität der Stativbeine und der Stativbasis des Rollei M5 Mini konnte auf ganzer Linie überzeugen. Auch der Kugelkopf hält selbst schwerere Kamera/Objektivkombinationen in Schräglage ohne praxisrelevantes Nachsacken. Lediglich die Fixierung der Mittelsäule ist in meinen Augen der einzige wirkliche Nachteil des Stativs. Denn die Klemmkraft reicht einfach nicht aus, um die Mittelsäule wirklich festzuhalten – ein verdrehen des Kopfes inklusive Mittelsäule ist somit jederzeit möglich.
Mit einer kleinen Modifikation lässt sich diese Problem aber schnell und kostengünstig lösen: durch eine 3/8“-Schraube (Länge 38mm) und ein Unterlegscheibe (Durchmesser 30mm) lässt sich der Kugelkopf wirklich bombenfest mit dem Stativ ganz ohne Mittelsäule verbinden. Mit dieser Modifikation habe ich absolut keine Bedenken, ein 2,8/300mm-Objektiv an einer Vollformat Kamera mit Batteriegriff auf diesem Stativ zu befestigen.
Tiefer geht nicht.
Mit ausgebauter Mittelsäule und dem Stativkopf in 90°-Position lassen sich wirklich sehr niedrige Arbeitshöhen erreichen. Beim Einsatz schwerere Objektive (Hier ein 2,8/300mm Objektiv) sollte zumindest ein Beinsegment ausgefahren werden, um eine höhere Stabilität zu gewährleisten
Fazit
Das modifizierte Stativ konnte im Praxiseinsatz voll überzeugen. Für Baumpilze ober ähnlich hoch gelegene Motive ist ein „normales“ Stativ sicherlich die bessere Wahl, aber der abgedeckte Höhenbereich des Rollei M5 Mini ist im meinen Augen für 90% der Makro-Motive optimal. Vor allem beim bodennahen Arbeiten lernt man die kurzen und sehr schnell ausziehbaren Stativbeine zu lieben. Der aktuelle Straßenpreis von knapp 80€ (Stativ + Kugelkopf + Tasche) sowie die ca. 8€ für die Modifikation lassen dieses Stativ im Vergleich zu anderen Marko-Lösungen zu einem richtigen „Schnäppchen“ werden. Aus meinem Fotorucksack ist es auf jeden Fall nicht mehr wegzudenken.
Text und Bilder:
Stefan Imig
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