Dieser Artikel wurde bei 4Nature-Photographers veröffentlicht.
Die Ostseeinsel Rügen ist mit rund 900 Quadratkilometern die mit Abstand größte Insel Deutschlands und seit jeher schon ein beliebtes Ausflugsziel. Wie bedeutend einige Naturräume dieser Insel sind, wurde nicht zuletzt durch den dort befindlichen Jasmund-Nationalpark und den Status als Welt-Naturerbe untermauert.
Zwischen meinem ersten Besuch auf Rügen im Jahre 2012 und dem letzten Besuch in 2017 liegen zwar lediglich 5 Jahre, allerdings war ich zuletzt doch sehr erstaunt, wie dramatisch sich eine Küstenlandschaft in so kurzer Zeit ändern kann. Küstenabschnitte, die zuvor unpassierbar waren sind nun leicht zu begehen, dafür ist der ein oder andere bekannte Aussichtspunkt mittlerweile gesperrt. Diese Änderungen muss man einfach akzeptieren. Ich persönlich finde es hervorragend, dass hier die Natur nicht auf Biegen und Brechen gezähmt wird, um das altbekannte Bild der Küstenlinie zu erhalten. Viel zu oft zerstören eben diese Konservierungsmaßnahmen genau den Reiz der Natur, den man zu erhalten erhofft (siehe Helgoland). Auf Rügen bieten sich dem interessierten Naturfotografen somit Jahr für Jahr neue Möglichkeiten und Motive.
Die Kreideküste
Das mit Sicherheit markanteste Merkmal Rügens sind die schroffen Kreidefelsen. Witterung und Brandung führen zu ständig neuen Abbrüchen der Küstenlinie, was zum einen den Erhalt der weißen Farbe zur Folge hat, zum anderen aber auch einige Beeinträchtigungen mit sich bringen kann. So es möglich, dass Küstenabschnitte und Pfade wegen Abbruchgefahr komplett gesperrt werden und natürlich sollte man unterhalb der Küstenlinie immer ein Auge auf herabfallende Steine haben.
Möchte man sich den Felsenklippen „von unten“ nähern, empfiehlt sich in meinen Augen eine Wathose oder – bei warmer Witterung – evtl Wassersportschuhe in Kombination mit einer kurzen Hose. Je nach Brandung und Tide reichen Gummistiefel oder Wanderschuhe hierzu nicht aus, vor allem dann nicht mehr, wenn man einen etwas weiter im Wasser liegenden Stein als Vordergrund in die Bildgestaltung mit einbeziehen möchte.
Wurzelteller im Morgenlicht
Nikon D700 | AF-S 2,8/20mm | ND8x
20mm | f/14 | 2sek | ISO200
Buchenwälder
Der Jasmund-Nationalpark als größtes zusammenhängendes Buchen-Waldgebiet im Ostseeraum ist ein weiteres Natur-Highlight dieser schönen Insel. Ein gut ausgebautes Wegenetz mit funktionierender Nahverkehrsanbindung lädt hier zum Erkunden ein. Vor allem der Höhenweg von Sassnitz zum Königsstuhl führt an vielen wunderschönen Aussichtspunkten vorbei, die nicht zuletzt durch die Gemälde von Caspar-David Friedrich Weltruhm erlangten. Allerdings muss man gerade an den Abbruch-kanten extreme Vorsicht walten lassen und unbedingt auf angegeben Verbotsschilder und Hinweistafeln achten! Tut man dies nicht, ist es gut möglich, dass man auf einem überhängenden und sehr instabilen Vorsprung steht ohne dies zu bemerken. Dies bedeutet natürlich Lebensgefahr!
Gespenstischer Buchenwald
Nikon D800E | Nikon AF-S 2,8/70-200mm VRII | Polfilter | Doppelbelichtung
80mm | f/14 | 1sek | ISO100
Möchte man diese Ecke der Insel auf eigene Faust erkunden, empfiehlt sich eine Wanderung über den Höhenweg zum Sonnenaufgang vom Nationalpark-Parkplatz Sassnitz zum Kieler Ufer und von dort aus entlang des Strands zurück nach Sassnitz. Viele fotogene Stellen des Nationalparks liegen auf dieser Strecke. Auch das Gebiet rund um den Königsstuhl würde ich am ehesten in den frühen Morgenstunden erkunden. Zu dieser Zeit ist man noch weitestgehend alleine und auch nur dann darf man mit dem eigenen PKW direkt zum Infozentrum Königsstuhl fahren. Während des Tages ist dies nur Shuttlebussen erlaubt.
Aber nicht nur der Nationalpark Jasmund, sondern auch andere Gebiete der Insel haben beeindruckende Wälder zu bieten. Hierbei sind vor allem der nur wenige Quadratmeter „kleine“ Hexenwald bei Lietzwo sowie die Buchenwälder bei Nonnewitz am Rügener Nordufer zu empfehlen.
Strände
Abgesehen von den tollen Strandabschnitten im Jasmund-Nationalpark hat die Insel auch viele weitere sehr interessante Strände zu bieten. Einen Besuch wert sind immer die Buhnen bei Glowe. Egal ob bei stürmischem Wetter oder bei totaler Windstille – diese bemoosten Pflöcke welche schnurgerade ins Meer laufen, lassen sich immer gut ins Bild mit einbeziehen. Auch der Strand bei Nonnewitz hat sehr tolle Abschnitte zu bieten – hier empfiehlt sich die Suche nach Treibgut um einen spannenden Vordergrund im Bild zu haben. Auch einen Besuch wert ist der Küstenabschnitt rund um Kap Arkona, allerdings ist hier meist mit einem massiven Besucher-Andrang zu rechnen.
Abendstimmung an der Küste
Nikon D750 | Tamron 15-30mm VC
15mm | f/16 | 15sek | ISO100
Vogelfotografie auf Rügen
In einer derart abwechslungsreichen Region ist natürlich auch eine hohe Artenvielfalt der Vogelwelt zu erwarten. Ein absolutes Highlight ist mit Sicherheit die im Herbst stattfindende Kranichrast. Um diese majestätischen Vögle zu beobachten, können ab dem Ort Breege sogenannte Kranichfahrten gebucht werden. Hier nähert man sich vom Wasser den Fressplätzen der Kraniche und sobald diese bei Sonnenuntergang in Ihre Schlafquartiere aufbrechen, fliegen sie mit etwas Glück nur wenige Meter über die Köpfe der Passagiere. Aber auch von Land aus bieten sich gute Beobachtungsmöglichkeiten. Vor allem der Aussichtspunkt unweit des Örtchens Bobbin sowie die Uferwege am Spyker See sind hier erwähnenswert.
Bei Fischern recht unbeliebt sind die auf Rügen mittlerweile sehr häufig anzutreffenden Kormorane. Oftmals lassen sich diese Vögel auf Felsen oder Buhnen sitzend beobachten und fotografieren. Vor allem die Zahlreichen Buhnen rund um Dranske und die Felsen im Küstenbereich vor Lohme eignen sich hierzu ganz hervorragend.
Ein Kormoran auf einer Buhne
Nikon D750 | AF-S 2,8/300mm VRII
300mm | f/2,8 | 1/320sek | ISO400
Fazit
Egal ob Wald- Küsten- oder Vogelfotografie, Rügen ist in meinen Augen immer eine Reise wert. Der Motivreichtum und die fotografische Abwechslung lassen auch bei einem mehrwöchigen Aufenthalt keine Langeweile aufkommen. Ich freue mich auf jeden Fall schon wieder drauf, auch in diesem Herbst einige Tage auf dieser tollen Insel zu verbringen.