Dieser Artikel wurde bei 4Nature-Photographers veröffentlicht.
Der November hat für mich immer einen gewissen “Slow-Down” Charakter. Die Workshopssaison ist beendet, das Laub von den Bäumen gefallen und ich habe viel Zeit, das Jahr Revue passieren zu lassen. Draußen bin ich nun eigentlich mehr zum Spazierengehen als zum Fotografieren. Dennoch ist die Kamera natürlich immer dabei, wenn auch mit sehr reduzierter Ausrüstung. In diesem November habe ich mir vorgenommen, bei meinen Spaziergängen nur mit meiner guten alten D750 und dem Carl-Zeiss Makro Planar 2/50mm zu fotografieren – und zwar nur in Schwarz-Weiß.
Details und Formen
Zugegeben, die Schwarzweißfotografie ist für mich vollkommenes Neuland. Wer sich durch meine Galerien klickt, merkt schnell, dass ich auf kräftige Farben stehe. Klar findet sich zwischen drin auch mal eine Aufnahme in Schwarz-Weiß, aber dies ist eher eine der Situation geschuldete Ausnahme, wie zum Beispiel bei einigen Silhouetten.
Da ich das Carl-Zeiss 50mm Makro-Planar immer schon für das Fotografieren von Formen und Strukturen verwendet habe, war es nur nahe liegend, auch in der Schwarz-Weiß-Fotografie genau damit zu beginnen. Trockenes Herbstlaub, Raureif oder auch Tautropfen auf Gräsern boten hierbei aufgrund ihrer natürlichen Kontraste tolle Speilmöglichkeiten.
Raureif auf Schilf
Tautropfen
Herbstwaldboden
Landschaften
Auch bei den Landschaftsaufnahmen habe ich versucht, meine Bilder ganz radikal auf das Wesentliche zu reduzieren. Das ist leichter gesagt als getan, denn in der Schwarz-Weiß Fotografie müssen nun einmal die Farben, Kontrast und die Formen auf helle und und Dunkle Bildelemente reduziert werden.
Waldsilhouetten an nebligen Tagen, Reflexionen auf Wasseroberflächen oder auch die Birke mit ihrer fast schon schwarz-Weißen Farbgebung biesten sich hier als eine kleine Ideensammlung zum Einstig an. Unliebsame Bildelemente können bei einem dunklem Bildstil durch das Schwarz ganz einfach “verschluckt” werden.
Birkenspiegelung
Nebel über Feldern
Nebelwaldwischer
Technik
Da alle hier gezeigten Bilder mit der D750 und dem Carl-Zeiss Makro Planar 2/50mm aufgenommen wurden, habe ich bei den Bildunterschriften auf die Angaben der EXIFs verzichtet. Zumal Iso und Belichtungszeit sowieso von der Kamera errechnet wurden und nur die Blende als Stilmittel bewusst der Situation angepasst wurde.
Wichtiger war für mich, direkt vor Ort die Ergebnisse in Schwarz-Weiß zu sehen. Dafür habe ich die Kamera in den Monochrom-Modus mit simuliertem Rotfilter versetzt. Dies und die Anhebung des Kontrastes sorgen gerade bei leuchtendem Herbstlaub für sehr Hohe Kontraste im Bild, was wiederum zu einem einfachen und klarem Bildaufbau führt. Zwar kann man sich etwas daran gewöhnen, den Bildaufbau in Schwarz-Weiß bereits mit bloßem Auge zu sehen. Da unser Sehvermögen aber nunmal an Farben angepasst ist, fällt es mir bedeutend leichter, diesen Schritt dem Live-View zu überlassen. Dann sieht man direkt das fertige Bild.
Da die Bilder nach wie vor im RAW-Format aufgenommen wurden, musste in Lightroom ein Preset erstellt werden, welches genau diese Einstellungen der Kamera wiederspiegelt. Dazu wurde noch ein dezentes Korn hinzugefügt und die weitere Bearbeitung beschränkte sich dann eigentlich nur noch auf die Anpassung des Schwarz- und Weißpunktes. Hierdrch ergibt sich auch ein einheitlicher Bildstil, was sich vor allem bei der Präsentation von Bildserien bezahlt macht.
Ich muss schon sagen, dass die Schwarz-Weiß Fotografie einen großen Reiz hat, vor allem wenn man mit absolut minimaler Ausrüstung loszieht. In den kommenden Wintermonaten werde ich an diesem Thema auf jeden Fall dran bleiben, aber spätestens wenn die ersten Frühblüher ihre Köpfchen aus dem Boden strecken, werde ich mit Sicherheit auch wieder zu farbenfrohen Aufnahmen übergehen.